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    40 Jahre VFwZ

    40 Jahre Verein zur Förderung der wissenschaftlichen Zahnheilkunde in Bayern e.V.!

    von Dr. med. dent. Christian Gollé-Leidreiter

    Dieses sehr bemerkenswerte Jubiläum sollte bereits im Sommer 2020 gefeiert werden. Wie so vieles musste die Feier coronabedingt auf 2021 verschoben werden. Man hat es gewagt, das Fest ganz althergebracht analog zu feiern und es war eine gute Idee. Alle Beteiligten haben dieses Zusammentreffen- selbstverständlich unter Einhaltung der Coronabeschränkungen- sehr genossen. Im Anschluss an die Sommerfortbildung des VFwZ in Kloster Seeon wurde dieses Ereignis nun würdig begangen. Die Ehrenvorsitzende des Vereins, Prof Dr. Ingrid Rudzki, führte die Reihe der Festredner an. Sie erinnerte an den Vater des Vereins, Prof Dr. Dieter Schlegel, der in seiner charismatischen Art die Anfangsjahre prägte und freute sich eines der Gründungsmitglieder, Dr. Werner Habersack, persönlich begrüßen zu dürfen. Ein weiteres Grußwort sprach der Präsident von BLZK und KZVB, Christian Berger, indem er die Verdienste des Vereins würdigte. Welchen enormen Stellenwert der VFwZ in der bayerischen Fortbildungslandschaft und zahnärztlich-akademischen Welt einnimmt, ist wohl daran zu erkennen, dass alle 4 bayerischen Hochschulen eine jeweils hochrangig besetzte Delegation zur Festveranstaltung entsandten. Aus jeder Fachdisziplin stellte ein Vertreter vor, an welchen wichtigen Projekten derzeit intensiv geforscht wird. Hochinteressante und bedeutende Forschung von Weltgeltung made in Bavaria. Die LMU eröffnete diesen illustren Reigen. Dr. Christian Diegritz aus der konservierenden Abteilung von Prof. Dr. Reinhard Hickel sprach über die sogenannte Endodatenbank, die es ermöglicht den Einfluss der einzelnen Behandlungsschritte auf den Gesamterfolg zu beurteilen. Dr. Miriam Draenert aus der Chirurgie erörterte den Wert von Knochenersatzstoffen in Transplantaten. Dr. Marcel Reymus gab einen Überblick über die Einsatzmöglichkeiten des 3D-Drucks in der Zahnheilkunde. Definitiver Zahnersatz aus dem Drucker ist derzeit noch Zukunftsmusik. Dr. Christina Grünberg aus der Abteilung von Prof. Dr. Dr. Michael Ehrenfeld, der ebenfalls im Auditorium zugegen war, hielt einen hochinteressanten Vortrag über die schablonengeführte Zahnkeimtransplantation. Prof. Dr. Dr. Daniel Edelhoff, Direktor der Prothetik, gab einen sehr guten Überblick über die Einsatzmöglichkeiten digitaler Techniken in der Prothetischen Versorgung. Hier gibt es bei Fällen mit großen Veränderungen der Okklusion und in der Kommunikation mit dem zahntechnischen Labor ein großes Potential. Die gedruckte Totalprothese stellt das Vorstellungsvermögen dann schon ganz schön auf die Probe.

    Als Nächster trat Dr. Tobias Möst aus der Abteilung von Prof. Dr. Dr. Marco Kesting für seinen Universitätsstandort Erlangen ans Mikrofon. Er hielt einen sehr beeindruckenden Vortrag über autologen Gewebetransfer in der MKG Chirurgie. Seine Bilder vom Wiederaufbau eines Unterkiefers von Kieferwinkel zu Kieferwinkel sowie eines Verschlusses einer Gaumenperforation mittels buccal flap zeigen auf welch hohem Niveau man sich hier bewegt. PD Dr. Ragai Edward Matta brachte seine Begeisterung für die optische 3D Messtechnologie in der digitalen Zahnheilkunde überzeugend zum Ausdruck. Sehr interessant seine Aussage zum intraoralen Scan. Bei kurzspannigen Versorgungen ist er gut genug, bei weitspannigen nicht. PD Dr. Jose´ Zorzin wies eindringlich auf die Notwendigkeit adhäsiven Einsetztens für Glaskeramik hin, um die Rissinitiierung zu unterbinden.

    Aus Regensburg war Prof. Dr. Wolfgang Buchalla angereist. Er gab einen Ausblick in die Zukunft, in der vielleicht eine Revitalisierung des Wurzelkanals ausgehend von apicalen Stammzellen möglich sein wird. Prof. Dr. Gerhard Handel stellte die Forschungsprojekte seiner prothetischen Abteilung vor und demonstrierte den Regensburger Kausimulator. Prof. Dr. Dr. Peter Prof zeigt, dass jede kieferorthopädische Zahnbewegung mit einer sterilen Entzündung vergesellschaftet ist. Sein großes Projekt ist die personalisierte KfO Diagnose und Therapie, um weniger Nebenwirkungen u weniger Rezidive zu erzielen. Prof. Dr. Dr. Torsten Reichert beeindruckte mit seinen Forschungsansätzen z.B. bez. klinischen Prognoseparametern bei Kopf-Hals-Karzinomen und Regulation der osteogenen Differenzierung dentaler Follikelzellen.

    Last but not least präsentierte sich die Universität Würzburg. Prof. Dr. Martin Eigenthaler hielt einen spannenden Vortrag über klinische und molekulare Diagnostik der primären Zahndurchbruchstörung.

    Das Follikelsäckchen ist für den Zahndurchbruch entscheidend. Ursächlich für die Erkrankung ist ein Gendefekt, der für das Nichtfunktionieren eines Parathormonrezeptors verantwortlich ist. Prof. Dr. Marc Schmitter gab einen kurzen Abriss seiner Forschungsprojekte. Sehr interessant seine Ausführungen über individuelle Implantate und achsiomyographisch bestimmte Kauflächengestaltung bei Zahnersatz. OA Dr. Olaf Krug gab einige wichtige Hinweise für die Therapie nach Zahntrauma. So wies er auf die Bedeutung der Entfernung kleiner palatinal liegender Frakturfragmente und die Behandlungsmöglichkeit der Wurzelextrusion hin. Nach diesem Parforce Ritt durch die gesamte Zahnheilkunde war der wunderbare Festabend, der ziemlich lange dauerte, der krönende Abschluss dieser rundum gelungenen Veranstaltung. Möge der Verein 40 weitere gute und erfolgreiche Jahre haben!